Schwarz-Weiß Fotografie – Denke in schwarz und weiß

schwarz weiß

Bilder in Schwarzweiß, genau wie auch Schwarzweißfilme, haben auch heute noch einen besonderen Reiz, da diese eine ganz andere Wirkung haben als Bilder in Farbe. Auf was kommt es bei der Fotografie in Schwarzweiß an, auf was muss ich besonders achten und sollte ich direkt in Schwarzweiß fotografieren oder ein Bild lieber im Nachhinein bearbeiten? All das beantworten wir dir in diesem Artikel und liefern dir außerdem eine Menge Tipps, damit deine Fotografie in Schwarzweiß gelingt.

Kleine Geschichtsstunde

Die Geschichte der Fotografie baut einerseits auf monochrome und andererseits auf Schwarz Weiß Fotografie auf. Erst später, genauer gesagt in den 1930-iger Jahren, kam dann auch die Option der Farbfotografie hinzu.

schwarz film

Das bedeutet allerdings nicht, dass schwarzweiße Bilder nicht mehr zeitgemäß sind – ganz im Gegenteil. Ein Bild kann sehr viel ausdrucksstärker sein, wenn es keine Farben besitzt. Ebenso ist aber auch nicht jede Farbaufnahme dafür geeignet, in schwarzweiß umgewandelt zu werden.

Schwarzweiß (SW) versus monochrom

Diese beiden Kategorien sind sich ähnlich, aber nicht das gleiche: schwarzweiß und monochrom. Bei einem Bild, das komplett ohne Farbe auskommt, also bei dem alles in Schwarz, Weiß und Grautönen gehalten ist, handelt es sich um ein schwarzweißes Bild. Eine Fotografie, in der eine einzige Farbe enthalten ist, fällt in die Kategorie monochrom. „Monos“ bedeutet „einzig“ und „chroma“ heißt „Farbe“ auf Altgriechisch. Wichtig ist also, dass es nur eine Farbe ist, die das Bild enthält.

#nofilter?

Viele Kameras bieten die Option, direkt in Schwarzweiß zu fotografieren. Du kannst also entscheiden, ob du zuerst farbige Bilder aufnimmst und sie dann nachträglich bearbeitest oder ob du unmittelbar beim Druck auf den Auslöser auf die Farbe verzichtest.

Unser Tipp: Wenn du auf der sicheren Seite sein möchtest, nimm deine Bilder in Farbe auf. Somit hast du nachträglich Zeit und die freie Wahl, ob du deine Fotografie in ein schwarzweißes Kunstwerk umwandeln oder doch lieber mit Farbe arbeiten möchtest.

Diese Methode liefert dir ebenfalls einen Vorteil, wenn du dich für eine monochrome Bearbeitung entscheidest. Hierbei kannst du mit den einzelnen Farben hervorragend herumspielen und verschiedene Dinge ausprobieren. Diese Möglichkeit hast du bei einer reinen schwarzweißen Aufnahme nicht.

Du siehst: Die Aufnahme in Farbe bietet dir mehr Flexibilität und bietet sich deswegen absolut an. Ein weiterer Tipp an dieser Stelle ist die Aufnahme im RAW-Format. Hierbei werden noch mehr Informationen festgehalten und die Bildqualität ist erheblich besser. Zwar ist die Datei an sich größer, aber erlaubt auch eine nachträgliche Konvertierung in eine JPG-Datei.

Darauf solltest du bei der Schwarz Weiß Fotografie achten

Bei der Fotografie ohne Farben gibt es einige Elemente, auf die du besonders achten solltest, damit dein Bild ausdrucksstark und besonders wird. Dein Bild kann auch in Schwarzweiß eine bestimmte Farbassoziation beim Betrachter wecken. Im Folgenden findest du die wichtigsten Aspekte für die Fotografie in Schwarz und Weiß.

1. Helle und dunkle Töne

In dieser Kategorie geht es um das, was die schwarzweiße Fotografie ausmacht: Helligkeit, dunkle Töne und die verschiedenen Grauabstufungen.

Die Ausprägung dieser unterschiedlichen Töne ist entscheidend für dein Endergebnis. Ein Großteil der Bilder, die in schwarzweiß festgehalten werden, sind eine gute Mischung aus Helligkeit und Dunkelheit. Sind Bilder sehr überlichtet, also besitzen sie extrem ausgeprägte helle Töne, spricht man von „high-key“.

schwarz weiß high-key

Das gibt es auch für das Gegenteil: Ein Bild kann auch sehr ausgeprägte dunkle Töne haben. Dann spricht man von einem „low-key-Foto“.

schwarz weiß low-key

Die Wahl der Töne hat, ähnlich wie in der Musik, einen großen Einfluss auf die Stimmung des Gesamtwerkes und spielt somit eine große Rolle bei der Wirkung. Dies geschieht immer im Zusammenspiel mit dem Kontrast. Möchtest du lieber ein mysteriöses und stimmungsvolles Bild produzieren, bietet es sich an, die dunklen Töne hervorzuheben. Wenn deine Absicht ist, mit deiner Fotografie eine heitere und leichte Stimmung zu erzeugen, dann solltest du dich auf die hellen Töne fokussieren. Denke an die musikalischen Töne, hier ist es genauso.

Entscheidend für eine gelungene Schwarz Weiß Fotografie ist, dass dein Motiv in Harmonie zu den Tönen steht – hell wie auch dunkel. Überlege dir vorher, welche Stimmung du erzeugen möchtest und ob dein Motiv hierfür geeignet ist.

2. Kontrast

Dieser Begriff wird im Alltag oft als Synonym für „Unterschied“ verwendet. Eine Sache steht im Kontrast zu einer anderen, sie unterscheiden sich grundsätzlich. In der Fotografie gilt das nur bedingt: Natürlich geht es um den Unterschied zwischen hellen und dunklen Teilen, allerdings ist dies kein Schwarzweiß-Denken, sondern es geht um einen Verlauf zwischen Helligkeit und Dunkelheit.

Ist dieser Verlauf sehr stark ausgeprägt, wenn zum Beispiel eine sehr helle Fläche neben einer schwarzen steht, ist der Kontrast sehr hart.

Auch die Stimmung, die dein Bild erzeugt, wird vom Kontrast stark beeinflusst. Ein kontrastreiches Bild wirkt dynamisch und intensiv. Durch die harten Übergänge und dunklen Schatten kann ein Motiv sehr hervorstechen und der Betrachter*in regelrecht ins Auge springen. Sie beeinflussen also dein Foto maßgeblich.

Ein weicher Übergang vermittelt eher Ruhe und Gelassenheit. Auch das bietet sich hervorragend für einige Motive an und gibt ihnen die passende Wirkung.

Überlege dir bereits beim Fotografieren, ob dein Motiv kontrastreich oder -arm ist. Während bei der Farbfotografie direktes Sonnenlicht eher vermieden wird, ist es für die Schwarz Weiß Fotografie durchaus verlockend. Es erzeugt harte Schatten und somit reiche Kontraste. Diese müssen in der Nachbearbeitung also nur noch minimal verstärkt werden.

schwarz weiß

3. Schatten

Schatten gehören zu den dunklen Tönen in deinen Bildern und spielen eine wichtige Rolle bei deiner Komposition. Oftmals kann auch ein Schatten selbst ein gutes Motiv in der Schwarzweißfotografie sein.

Mit dem Schatten hängt auch das Licht zusammen: Je nachdem welches Licht du wählst oder kreierst, erzeugst du eine andere Bildstimmung und einen anderen Bildstil. Ein Schwarzweißfoto wirkt intensiv und ausdrucksstark, wenn es harte, nicht sehr detaillierte Schatten beinhaltet. Durch subtile Schatten mit vielen Details sorgst du für Dynamik und eine gewisse Komplexität.

schwarz weiß schatten

4. Struktur

Die Struktur deines Motivs hat ebenfalls einen Einfluss auf die Wirkung deiner Fotografie. Sie entscheidet genauso über die Emotionen, die bei dem Betrachter hervorgerufen werden.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Struktur die Grundlage deiner Komposition sein sollte. Orientiere dich auch während deiner Bildbearbeitung an ihr. Manche Strukturen bieten sich für eine kontrastreiche Bearbeitung an, wie zum Beispiel klar geformte Werkzeuge. Ein von Natur aus weiches Motiv, wie ein sanfter Bach, besitzt hingegen wenig harte Konturen und Klarheit. Das hängt mit der Struktur des Wassers zusammen, die eher weich ist. In diesem Fall könntest du allerdings den Kontrast erhöhen und somit die Wirkung intensivieren.

Eine gleichmäßige, regelmäßige Struktur erzeugt ein ausgeglichenes Gefühl bei der Person, die das Bild betrachtet. Es transportiert Balance und Harmonie.

schwarz weiß struktur

5. Formen

Jeder Gegenstand hat eine bestimmte Form. Diese kann einfach oder komplex sein und gehört zu den Hauptelementen deines Schwarzweißfotos. Da hier komplett auf Farbe verzichtet wird, ist es umso wichtiger, interessante Formen für deine Komposition zu finden.

Formen können abstrakt oder konkret sein. Manche fotografierten Formen erkennt man sofort, bei manchen muss man vielleicht ein zweites oder auch ein drittes Mal hinschauen. Fotograf*innen und damit auch Schwarzweißfotografen und Schwarzweißfotografinnen haben all das in der Hand. Möchtest du harmonische, regelmäßige Formen einfangen, um ein wohliges Gefühl bei der Betrachter*in zu erreichen oder lieber kantige Formen, die Klarheit ausdrücken? Du entscheidest.

Die Art der Objektformen, die du für deine Fotos wählst, hat auch mit deinem Bildstil zu tun. Wie erwähnt, hast du auch die Möglichkeit, abstrakte Fotos zu schießen und deinen Bildern damit eine künstlerische Note zu verleihen.

6. Bildkomposition

Ein Foto erzählt immer auch eine Geschichte und genau wie bei der Schriftstellerei will diese durchdacht sein. Mit einem Bild zeigst du deinem Betrachter die Welt aus einer bestimmten Perspektive, die du gewählt hast. Jemand der dein Bild vor Augen hat, fragt sich, was du ausdrücken möchtest und warum du genau diesen Winkel gewählt hast. Er denkt über deine Bildkomposition nach.

Bei einer Fotografie in schwarzweiß hat das Weglassen der Farbe einen erheblichen Einfluss auf die Bildkomposition. Es sind nicht mehr herausstechende Farben, die den Blick lenken, sondern der Aufbau des Bildes. Bei einem Portrait können das besondere Merkmale des Gesichtes sein, wie markante Lippen oder ein besonders ausdrucksstarker Blick. Achte darauf, wie sich dein Bild zusammensetzt und wie du Akzente richtig setzt, um den Blick zu führen.

Verwendung von Schwarzweiß Bildern

Landschaft

Bestimmte Formen und Strukturen eignen sich hervorragend für das Festhalten in schwarz und weiß. Durch das Weglassen der Farbe kannst du den Blick des Betrachters gezielt lenken und einen bestimmten Fokus setzen. Durch die verschiedenen Graustufen eines Gewitterhimmels kannst du zum Beispiel auch eine sehr dramatische Atmosphäre erzeugen.

schwarz weiß landschaften

Portrait und Bewerbungsbilder

Bei der Portraitfotografie sind schwarzweiß-Bilder besonders ausdrucksstark. Es gibt keine Farben, die von dem Ausdruck des Gesichtes ablenken, der Betrachter setzt seinen Fokus direkt darauf. Unebenheiten der Haut werden automatisch reduziert und fallen weniger auf als bei Fotos in Farbe. Noch besser wirkt ein schwarzweißes Portrait, wenn die Person Kleidung in schlichten Farben trägt. Wichtig hierbei sind die Pose und der Gesichtsausdruck, sie transportieren den Großteil der Wirkung. Ein weiterer wichtiger Faktor hierbei ist die Belichtung.

schwarz weiß Portraitaufnahmen

Schwarzweißfotografien werden auch für Bewerbungsbilder verwendet. Sie lassen den Bewerber ruhig, klassisch und ausgeglichen wirken. Natürlich kommt es auch immer auf die Branche an, in der sich jemand bewirbt. Gerade bei eher konservativen Branchen sind klassische Schwarzweißbilder eher die bessere Wahl. Bei Berufszweigen wie Architekten oder Ingenieure ist die Wahl eines Schwarzweißbildes oftmals die richtige, da somit ein technisches und klares Verständnis vermittelt wird. Auch Anwälte greifen sehr häufig auf ein schwarzweißes Bewerbungsbild zurück.

sw Portraitaufnahmen

Architektur

Insbesondere moderne Architektur bietet sich für die schwarzweiße Fotografie an, da sie sich oft aus interessanten Formen zusammensetzt. Die Wirkung kommt besonders gut heraus. Du hast hier viele Möglichkeiten: du kannst bestimmte Muster hervorheben, Strukturen betonen und mit Kontrasten spielen. Auch Schatten bieten dir ein gutes Motiv. Beziehe sie auf jeden Fall in deine Komposition mit ein. Eine große Tiefenschärfe verleiht deinem Bild noch mehr Qualität.

schwarz weiß architektur

Abstrakte Fotografie

Bei einer Fotografie, die als „abstrakt“ bezeichnet wird, kann es sich um verschiedene Motive handeln: Es könnte etwas sein, wobei der Betrachter nicht erkennt, um welches Objekt es sich dabei handelt. Ein Foto ist aber auch dann abstrakt, wenn es sich um ein Objekt handelt, dass in einer ganz anderen Art abgelichtet wird als es der Gewohnheit entspricht. Ein Fotograf zeigt also einen neuen Blick auf ein bekanntes Motiv. Hier ist, wie auch schon bei der Architektur, das Licht und die Nachbearbeitung des Bildes entscheidend.
Da es sich hier um eine sehr künstlerische Art von Fotografie handelt, ist die Gestaltung sehr frei. Versuche neue Winkel aus, spiele mit der Perspektive (drehe deine Kamera zum Beispiel einfach mal auf den Kopf), suche nach auffälligen Symmetrien und achte auf das kleinste Detail. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

schwarz weiß abstrakt

Schwarzweißfotografie: analog oder digital?

Analoge Fotos besitzen immer noch einen gewissen Reiz. Als Fotograf schießt du nicht nur das Foto, sondern begleitest anschließend auch den Entwicklungsprozess und siehst nach und nach die Ergebnisse deiner Arbeit. In der Dunkelkammer hast du viele Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Körnung des Bildes, den Kontrast und vieles mehr. Der Effekt der Filmkörnung lässt sich nur sehr schwer durch eine digitale Bearbeitung nachahmen. Bei der analogen Fotografie hast du im Entwicklungsprozess Einfluss auf die Helligkeit von verschiedenfarbigen Flächen.
Einen großen Einfluss auf das Endergebnis hat auch die Wahl des Papiers, auf das das Bild belichtet wird. Das Material bestimmt über die Ausprägung des Kontrastes.

Fotografierst du hingegen digital, hast du die größtmögliche Kontrolle über dein Endergebnis. Du kannst Effekte bei der Nachbearbeitung ausprobieren und rückgängig machen, wenn sie dir nicht zusagen. Hast du die Bearbeitung erreicht, die dir am besten gefällt, kannst du sie beliebig oft drucken.

Fazit: Vor allem für Fotografie-Einsteiger eignet sich die digitale Fotografie besser. Für Liebhaber der analogen Fotografie, denen die Einzigartigkeit einer Fotografie und der Bearbeitungsprozess in der Dunkelkammer gefällt, bietet sich die Analogfotografie natürlich eher an.

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Hacks für die Schwarzweißfotografie

1. Entwirf ein Konzept

Überlege dir vorher, was du mit deinem Bild aussagen möchtest. Du lenkst den Blick deiner Betrachter und setzt Akzente bei einer Schwarzweißfotografie. Möchtest du ein gestochen scharfes Portrait oder ein abstraktes Bild einer Winterlandschaft? Plane deine Bildkomposition und versuche, dir dein Motiv bereits in Schwarzweiß vorzustellen. Hier hat das Denken in Schwarz und Weiß tatsächlich mal einen Vorteil.
Wichtig ist: Du rettest ein Bild nicht automatisch durch einen Schwarzweißfilter. Wenn ein Bild nicht besonders gelungen ist, weil kein wirkliches Konzept dahintersteht, ist die Nachbearbeitung und die Umwandlung in Schwarzweiß leider nicht die Lösung.

2. Fotografiere mit einer Festbrennweite

Ein Objektiv mit einer Festbrennweite sorgt dafür, dass du viele Winkel und Positionen ausprobierst. Das bietet sich vor allem beim Fotografieren von Porträts an.

3. Speichere in RAW

Wenn deine Kamera die Möglichkeit bietet, dann speichere deine Bilder als RAW-Datei. Das gibt dir hinterher mehr Möglichkeiten und falls dir das Bild in Farbe doch besser gefällt, kannst du dich immer noch dafür entscheiden. Die Konvertierung in JPGs ist außerdem sehr einfach.

4. Spiele mit dem Licht

Wie bereits erwähnt, spielt Licht eine sehr wichtige Rolle bei der Schwarzweißfotografie. Du verwendest Licht anders als bei der Fotografie in Farbe. Hartes Sonnenlicht erzeugt interessante Schatten und Formen, genau wie auch ein wolkenbehangener Himmel.
Bei Portraits kannst du mit einfachen Hilfsmitteln einen großen Effekt erzielen: Um interessante Schatten zu erreichen, kannst du zum Beispiel mit einem normalen Nudelsieb arbeiten. Probiere Dinge aus und sei kreativ!

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