Pferdefotografie: Pferde in Bewegung fotografieren

Tipps und Tricks für die Pferdefotografie
Tanja und Estella von Katharina Dick

Der richtige Moment

Pferde in Bewegung fotografieren

Wann löse ich aus? Wer kennt es nicht? Da galoppiert das Pferd auf einen zu und man drückt den Auslöser. Die Kamera ist auf Reihenaufnahme schnell gestellt und mit Glück gab es ein gutes Bild, der Rest der Reihe ist unbrauchbar. Das muss nicht so sein! Wir erklären dir heute, wie du im richtigen Moment auslöst und was du beachten musst, dass jedes Bild ein Treffer wird.

Fototipp Pferdefotografie
Hier ein gutes Beispiel des falschen Moments. Das Pferd wurde in der Einbeinphase aufgenommen.

Viertakt - Dreitakt - Zweitakt. Schwebephase - Stützbeinphase - Versammlung

Die Bewegungsmuster eines Pferdes haben viele Namen und Herausforderungen für uns Fotografen. Wer in der Pferdefotografie den richtigen Moment während eines Galopps einfangen möchte, der wird nicht darum herum kommen seinen Blick zu schulen. Der richtige Moment zum Auslösen bedarf die Beobachtung der Beinabfolge, Kenntnisse über die Reihenfolge der auf- und abfussenden Beine und die richtigen Kameraeinstellungen. Nur so kann am Ende ein sauberes Bild im richtigen Moment entsteht.

Die Gangarten

Beginnen wir doch mit den einzelnen Gangarten des Pferdes. Es gibt die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Daneben gibt es weitere rassespezifischere Gangarten, die häufigsten sind hier Pass und Tölt.

Der Schritt

Fototipp Pferd im Schritt

Der Schritt des Pferdes ist ein Viertakt ohne Schwebephase. Das bedeutet, dass zu jeder Zeit ein Huf den Boden berührt. Der Schritt ist eine langsame und meist gemütliche Gangart. Hier hat man etwas mehr Zeit zum Fokussieren und Auslösen und die Beine des Pferdes können gut beobachtet werden. Variationen gibt es hier in Verlängerung und Verkürzung der einzelnen Schritte. Der Spanischen Schritt, bei dem das Pferd die Vorderbeine stark nach oben und vorne führt und der Schulschritt, der aus einem versammelten Schritt entsteht und Vorarbeit zu der Piaffe ist.

Fototipp Pferd im Schritt

Der Trab

Fototipp Pferd im Trab

Der Trab ist ein Zweitakt, in dem die Beine des Pferdes diagonal nach vorne greifen. Zum Beispiel das linke Hinterbein und das rechte Vorderbein. Zwischen den abwechselnd vor schwingenden Beinpaaren entsteht eine kurze Schwebephase. Diese Gangart lässt sich durch die gleichmäßige und diagonale Bewegung verhältnismäßig leicht einfangen. Auch hier gibt es Unterschiede in der Versammlung und Geschwindigkeit.

Die Passage, stark versammelt, ist ein Trab mit verlängerter Schwebephase und stark angehobenen Beinen. Die Piaffe ist die höchste Form der Versammlung im Trab, hier geht das Pferd fast auf der Stelle.

Übrigens ist ein rückwärtsgehendes Pferd auch im Zweitakt, da die Beine hier ebenfalls diagonal bewegen

Fototipp Pferd im Trab

Der Galopp

Fototipp Pferd im Galopp

Der Galopp ist ein Dreitakt mit einer Schwebephase, Zwei- und Dreibeinstütze und der Einbeinstütze. Eine gesamte Beinabfolge wird als Galoppsprung zusammengefasst.

Es gibt zwei Varianten des Galopps, der Linksgalopp, in dem das linke Vorderbein nach vorne greift und den Rechtsgalopp, in dem das rechte Vorderbein weiter vor greift. Der Galopp ist eine schnelle bis sehr schnelle Gangart. Hier kann man am meisten falsch machen, da diese Gangart die herausforderndste zu fotografieren ist. Auch hier gibt es wieder Variationen in Geschwindigkeit und Versammlung. Es kann zwischen Links- und Rechtsgalopp gewechselt werden, dem sogenannten fliegenden Wechsel.

Fototipp Pferd im Galopp

Die richtige Phase kennen

Es reicht nicht aus, zu wissen wann ein Pferd seine Beine wie absetzt und welche Phase gewünscht ist. Es ist ein ebenso ein ausschlaggebender Faktor das Pferd in seiner Qualität als Reitpferd und in seiner Schönheit abzulichten.

Reitweisen und Pferderassen haben hier teilweise große Unterschiede. Schauen wir beim Trab. Ein Dressurpferd soll einen erhabenen und eleganten Gang zeigen. Dagegen soll ein Westernpferd einen flachen Trab mit gleichmäßig diagonal fußenden Beinen zeigen.

Pferdefotografie Tipp - Die richtige Phase kennen
Hier ist ein Dressurpferd mit schwungvollem, ausdrucksstarken Trab und einen aufgerichteten Hals zu sehen.
Pferdefotografie Tipp - Die richtige Phase kennen
Westernpferd in einem bequemen, ruhigen Trab, der Hals tief. Dieser Trab nennt sich bei den Westernreitern Jog.

Diese Qualitäten gilt es zu wissen und als Fotograf zu zeigen. Auch hier kannst du dich zuvor über die entsprechende Rasse oder Reitweise informieren oder dich von dem Pferdebesitzern informieren lassen.

Richtige Phasen kann man auch gut auf entsprechenden Fotos studieren. Wie eine korrekte Piaffe aussehen soll, ein starker Trab, ein Pferd in einer Galopppiourette oder einem Sliding Stop.

Ein Westernpferd in einem Sliding Stop

Ein Westernpferd in einem Sliding Stop. Das Pferd galoppiert schnell eine gerade Bahn hinunter. Sobald der Reiter die Hilfe zum Stoppen gibt und das Pferd die Hinterbeine in den Boden stützt, gilt es auszulösen. Hier kann man gerne ein paar Aufnahmen hintereinander machen. Der beste Moment ist ein ausgestrecktes und ein angewinkeltes Vorderbein. Außerdem sollte man eine schöne Sandwolke um die Hinterbeine des Pferdes und eine Runde Oberlinie mit einer entspannten und tiefen Halsung beachten.

Pferdefotografie Tipp - Eine Galoppiourette

Eine Galoppiourette nach links ist eine schöne Phase, die das Pferd von der Seite in hoher Versammlung zeigt. Das rechte Vorderbein ist gerade am Abheben und die Vorhand des Pferdes ist angehoben. Außerdem ist der Zügel in weicher Verbindung zum Pferdemaul und das linke Vorderbein ist leicht gewinkelt.

Richtig auslösen

Nachdem wir die Grundlagen der Gangarten schon betrachtet haben, kommen wir doch mal zur eigentlichen Fragestellung, wann löse ich aus?

Wie schon beschrieben, bedarf es einer scharfen Beobachtung für die Beine des Pferdes. Trainiere deine Augen in dem du Pferde in Bewegung beobachtest. Versuche zu erkennen wann jedes einzelne Beinpaar abfusst und wieder am Boden ankommt. Lerne die Bewegungen eines Pferdes zu lesen. Dafür kannst du Pferde in ihrer natürlichen Bewegung auf der Koppel oder beim Reiten beobachten.

Wichtig ist auch, dass du nicht in dem Moment auslöst, in dem dir das Pferd gefällt, sondern immer davor. Möchtest du also ein Pferd im Galopp in der Schwebephase fotografieren, musst du in der Einbeinphase vorne auslösen. Hier wird es dir helfen, wenn du eine schnelle Reihenaufnahme machst, um den besten Moment auszuwählen. Aber nicht eines ganzen Galoppsprungs, sondern nur einer Beinfolge!

Pferdefotografie Tipp - Richtig auslösen
Einbeinstütze vorne: Auslösen, Ergebnis: Schwebephase

Bitte beachte, dass jedes Pferd sich unterschiedlich bewegt. Die einen sind schneller, die anderen erhabener usw. Das hat viel Einfluss auf den Moment des Auslösens. Manchmal müsst ihr dann früher oder später auslösen, um den richtigen Moment zu erwischen. Im Galopp hat es sich bewährt das innere Hinterbein zu beobachten. Wann schwebt es in der Luft, wann kommt es auf dem Boden an. Durch diese Beobachtung kann ich genau sagen, wann ich auslösen möchte.

Pferdefotografie Tipp - Richtig auslösen
In diesem Moment ist das innere Hinterbein gerade dabei nach vorne zu greifen und dann den Boden zu berühren.
Pferdefotografie - Geschwindigkeit im Freilauf
Hier eine ähnliche Phase, nur schon etwas weiter fortgeschritten und mit mehr Geschwindigkeit im Freilauf.

Grundsätzlich sehen die meisten Pferde im Galopp am besten aus, wenn die Hinterbeine unter dem Pferdekörper sind und dabei sind aufzusetzen.

Der Galopp wirkt meist bergauf und versammelt. Ein Pferd, welches sein Gewicht auf die Vorderbeinen legt, wirkt dagegen so als liefe es bergab in den Sand hinein.

Trotzdem sind auch gestreckte Phasen, in der Zweibeinstütze schöne und gelungene Bilder und zeigen das Pferd dynamisch und temperamentvoll.

Pferd dynamisch und temperamentvoll
Pferd dynamisch und temperamentvoll
Pferdefotografie - Bewegungsablauf

Hier ein Vergleich der Trabphasen. Grundsätzlich wurde das Pferd hier jeweils im selben Moment, in derselben Gangart fotografiert. Der bedeutende Unterschied ist aber, dass das Pferd auf dem oberen Bild stark versammelt in einer Piaffe fast auf der Stelle ist und das Pferd auf dem unteren Bild in einem starken Trab geritten wird. Das Tempo und die Versammlung machen also einen großen Unterschied bei den einzelnen Bewegungsabläufen.

Pferdefotografie - Bewegungsablauf
Pferdefotografie - Pferd in Bewegung

Unsere Tipps für deine Kameraeinstellungen

Bildformat
RAW

Kameramodus
Für Einsteiger empfehlen wir zunächst eine Belichtungszeitautomatik oder eine Blendenautomatik. Für fortgeschrittene Fotografen empfehlen wir natürliche den Manuellen Modus, um selbst alles an der Kamera einzustellen.

Bildstabilisierung
Da du aus der Hand fotografierst und das Pferd mit der Linse verfolgst, ist es zu empfehlen den Bildstabilisator zu verwenden.

ISO-Wert
Verwende abhängig von der Lichtsituation einen möglichst niedrigen ISO Wert

Blende
Stelle eine möglichst kleine Blendezahl ein, um mit einer gewissen Tiefenunschärfe zu fotografieren. So hebt sich das Pferd von dem Hintergrund ab und ist der Mittelpunkt in deinem Bild.

Verschlusszeit
Da du meist Bewegungen einfrieren möchtest, solltest du möglichst kurze Verschlusszeiten verwenden. 1/1000 Sek und kürzer sind ideal für die Pferdefotografie.

Fokussieren
Wir empfehlen die Fokussierung AI Servo oder AF-C. Hier wird ein Punkt fokussiert und die Kamera folgt diesem Punkt auch in der Bewegung. Kommt das Pferd auf einen zu, wird der Fokus automatisch nachgestellt. Bei Bewegtbildern ist der Servomodus zu empfehlen. Fokussiere das Auge des Pferdes, bist du hier unsicher kannst du auch mit einem größeren Messfeld am Kopf fokussieren. Der Servo sorgt dafür, dass deine Kamera in der Bewegung automatisch nachfokussiert.

Betriebsart
Bei der Pferdefotografie ist die Reihenschaltung schnell empfehlenswert, jedoch sollte die Serienbildfunktion nicht übertrieben werden. Macht lieber mehrere Versuche und wählt eine Phase aus, die ihr aufnehmen möchtet. Zum Üben könnt ihr auch nur die Einzelaufnahme wählen, um zu überprüfen, ob ihr schon den richtigen Moment erwischen könnt. Ihr werdet euch so viel Fotomüll sparen und gewinnt mehr Zeit bei der Sortierung von Bildern und habt mehr Freude an euren Ergebnissen.

Wie bei allen Angaben zu Blende, Verschlusszeit und ISO müsst ihr ggf. justieren, wenn die Lichtsituation zu dunkel oder zu hell ist.

Fragen zur Pferdefotografie

Warum sind meine Bilder verschwommen?

Die meisten Bilder in der Bewegung sind verschwommen, weil die Verschlusszeit zu lange gewählt wurde. Dadurch kann die Bewegung nicht eingefroren werden und die Aufnahme wirkt verwischt. Neben der Verschlusszeit kann auch der falsche Fokus zu verschwommenen Bildern führen. Achte darauf, dass du das Auge oder den Kopf des Pferdes fokussierst.

Warum erwische ich nicht die richtige Gangphase des Pferdes?

Achte genau auf die Fussfolge des Pferdes und beobachte zum Beispiel die Hinterbeine. Löse vor dem Moment aus, den du einfangen willst. Löst du in dem Moment aus, den du aufnehmen willst, ist dieser bereits vorbei bis deine Kamera das Bild machen konnte. Beobachte auch, ob das Pferd Takt rein geht und genug Schwung entwickelt. Faule Pferde lassen gerne die Beine durch den Sand schlurfen. So wirst du kein erhabenes Foto des Pferdes machen können. Bitte deine Helfer etwas mehr Bewegung in das Ganze zu bekommen, sodass das Pferd sich mit mehr Körperspannung bewegt.

Welche Kamera brauche ich zum Fotografieren von Pferden in Bewegung?

Du kannst mit jeder Kamera gute Bewegungsfotos machen. Ein Teleobjektiv hilft dir näher an dein Objekt zu kommen und bietet Flexibilität bei der Bildgestaltung.

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